Mediationskompass

 

WAS ist der Mediationskompass?

Der Mediationskompass ist ein Instrument zur Kreativitätsförderung in der Entscheidungs- und Lösungsfindung - mit und ohne Mediator*in.

 

WOFÜR ist der Mediationskompass nützlich?

Der Mediationskompass nützt uns dabei, dass wir genauer herausfinden, was wir selbst wirklich wollen. Er gibt uns neue Ideen , was aus der Perspektive anderer Personen als sinnvoll erlebt wird. Er strukturiert die Gedanken über das, was aus der Jetzt-Situation in die Zukunft transportiert werden sollte und er schärft die Wahrnehmung dafür wo sich Veränderung lohnt und warum. Der Perspektivwechsel zwischen der SELF-Perspektive, der OTHER-Perspektive, der CHANGE-Perspektive, der CONSERVE-Perspektive und der Perspektive von außerhalb (aus dem Weltall) erhöht die Kreativität für Gesprächsführung und Lösungsfindung.

Kreativität braucht eine gute Basis und gute Rahmenbedingungen. Wenn Menschen in komplexen Situationen gute Entscheidungen treffen (müssen), dann ist es nach unserer Erfahrung am besten, wenn sie die unterschiedlichen Denkfähigkeiten des Gehirns vollständig nutzen. Am einfachsten entdecken Sie zwei besonders wichtige Denkweisen, wenn Sie folgendes Mini-Experiment machen:

Was ist 2 x 2?

Was ist 17 x 24?

Denkweisen, die wir bei Aufgaben nutzen, die uns so geläufig sind, dass sie uns wie im Schlaf einfallen (2 x 2) nennt der Wirtschaftsnobelpreisträger „Schnelles Denken“. Denkweisen, die wir bei Aufgaben nutzen, die uns nicht wie im Schlaf einfallen (17 x 24) bezeichnet der Wirtschaftsnobelpreisträger als „Langsames Denken“.

Und Kahneman hat herausgefunden, dass viele Menschen ihre Fähigkeit des „Schnellen Denkens“ viel zu selten nutzen und die Qualität der Ergebnisse, die damit möglich sind, nicht ausschöpfen. So postulierten auch Dijksterhuis & Nordgren (2006) in der Unconscious-Thought Theory, dass man häufig nicht den optimalen Entscheidungsprozess wählt. So sei es am besten, komplexe Entscheidungen unbewusst, beziehungsweise unmittelbar, ohne großes Nachdenken, zu treffen, während man vom Nachdenken profitieren könne, solange die Komplexität der Entscheidung soweit eingeschränkt sei, dass man keine relevanten Informationen unberücksichtigt ließe.

In diesem Zusammenhang untersuchten Waroquier, Marchiori, Klein & Cleeremans (2010), ob man eine Entscheidung unmittelbar nach dem ersten Eindruck, nach einer Phase der Ablenkung oder nach einigen Überlegungen treffen sollte. Dabei stellte sich heraus, dass es darauf ankommt, ob man sich an die relevanten Informationen, auf deren Grundlage die Entscheidung getroffen werden soll, erinnert. Wenn man keine gute Erinnerung an verschiedene entscheidungsrelevante Aspekte hat, dann trifft man die besten Entscheidungen unmittelbar nach dem ersten Eindruck oder nach einer kurzen Phase der Ablenkung. Für den Fall, dass man sich gut an die für die Entscheidung wesentlichen Informationen erinnert, trifft man die besten Entscheidungen, wenn man über diese Informationen noch einmal nachdenkt. Der Mediationskompass ist ein tausendfach erprobter Weg, Menschen im Businesskontext auf einfache und funktionale Weise dabei zu unterstützen, „Schnelles Denken“ und „Langsames Denken“ zu kombinieren und insoweit Vollständigkeit zu erreichen.

 

WANN kann ich den Mediationskompass anwenden?

Zu allen Zeitpunkten ist der Mediationskompass einsetzbar: Er dient der Vorbereitung, Unterstützung und Nachbereitung von Gesprächen. Menschen gingen früher häufig unvorbereitet in Gespräche. Spätestens seit der Veröffentlichung des Harvard-Konzepts Anfang der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts setzt sich das Wissen durch, wie wichtig Gesprächsvorbereitungen für Verhandlungen, Konflikte, Führungsgespräche, … sind. Eine gute Gesprächsvorbereitung wird immer selbstverständlicher.

Am einfachsten lässt sich herausfinden, wann der Mediationskompass eingesetzt werden sollte, wenn wir aus der Perspektive der Negation darauf schauen. Sinnvoll ist der Mediationskompass bei allen Fragestellungen, die so einfach und selbstverständlich sind wie der Kauf einer Busfahrkarte.

Wobei sogar - je nach Reiseziel - die Frage: „Ist der Bus wirklich das beste Transportmittel - ist die Schiene nicht vielleicht umweltfreundlicher? Schneller? Preisgünstiger? Oder hätte sie andere Vorteile?“ den Mediationskompass sinnvoll machen kann.

Das heißt: Der Mediationskompass lohnt sich in allen Fragestellungen die für uns eine besondere sachliche, persönliche, organisatorische oder sonstige Bedeutung oder Komplexität haben.

 

WER kann den Mediationskompass nutzen?

Wir unterscheiden in der Entscheidungsfindung zwischen intrapersonalen und interpersonalen Themen. Wenn ein Mensch ein Häuschen baut, befragt er seinen inneren Finanzminister, wie viel Budget er ausgeben möchte und seinen inneren Umweltminister wie ökologisch das Haus sein soll und seinen inneren Schönheitsminister wie attraktiv es werden soll… Wenn eine Familie, ein Familienunternehmen oder ein Konzern ein Gebäude baut, sind die jeweiligen zuständigen nicht innere Anteile, sondern selbstständige Abteilungen.

Im ersten Fall sprechen wir von intrapersonalen Konflikten, im zweiten Teil von interpersonalen Konflikten. Je größer eine Organisation wird, umso mehr verschieben sich die Konfliktlinien von intrapersonalen Konflikten zu interpersonalen Konflikten. Der Mediationskompass unterstützt Einzelpersonen, um für intrapersonale Themen passgenaue Lösungen mit nachhaltiger Kreativität zu entwickeln ebenso wie (Familien-)Unternehmen und andere Organisationen.

Besonders häufig wird er genutzt durch Führungskräfte, HR-Verantwortliche, Entscheider*innen in Unternehmen und ihre Unterstützer*innen sowie durch Mediator*innen und alle, die mit Mediationskompetenz arbeiten wie z B . Coaches, Unternehmensberater*innen…

 

WIE nutze ich den Mediationkompass?

Kurzzusammenfassung

1. Formulieren Sie Ihre Entscheidungsfrage als mediationskompasstaugliche Frage. Wenn eine Entscheidung mit mehreren / im Team gefunden werden soll, begleiten Sie als Mediator*in die Beteiligten so, dass sie sich auf exakt dieselbe Frage einigen.

2. Klären Sie präzise, wofür es gut ist, die Frage zu klären. Fragen Sie so lange, bis jede*r etwas herausgearbeitet hat, was die Bearbeitung der Frage für sie oder ihn sehr lohnend macht.

3. Danach begeben sich die Entscheider*innen (in unterschiedlichen Räumen oder im selben Raum – je nach Situation) nacheinander auf die einzelnen Punkte: self – other – conserve - change Auf jeder Position geht es darum, im „2 x 2 = 4“ – Modus des Schnellen Denkens Zugang zum aktuell vorhandenen inneren „Herz-Bauch-Verstand“ zu erhalten. Üblicherweise gelingt das innerhalb weniger Minuten.

4. Danach nehmen alle Beteiligten die Mediator*in- Position außerhalb des Mediationskompass (aus dem Weltall) ein und integrieren die so gefundenen Erkenntnisse.

5. Sie tauschen sich über ihre Erkenntnisse aus. In Kombination mit dem im „Langsamen Denken“ gefundenen Wissen, entstehen so tragfähige Lösungen.

6. Auf dem decision-space integriert jede*r für sich alle gefundenen Erkenntnisse des „Langsamen“ und des „Schnellen Denkens“. Auf diese Weise verwandeln Sie alle noch auftretenden Bedenken mit neuer Kreativität in Rahmenbedingungen für Erfolg.

Weitere Details in einem Anwendungsbeispiel finden sie hier.

 

WO ist der Mediationskompass erhältlich?

Den Mediationskompass können Sie hier downloaden.

 


 

Wissenschaftliche Befunde

Dijksterhuis AP & Nordgren LF (2006). A Theory of Unconscious Thought. Association for Psychological Science Vol. 1 – No. 2, 95-109.

Godden DR & Baddeley AD (1975). Context-dependent Memory in two Natural Environments: On Land and Underwater. British Journal of Psychology, 325-331.

Goldstein TR & Winner E (2012). Enhancing Empathy and Theory of Mind. Journal of Cognition and Developement 13(1), 19–37.

Griffin D & Bartholomew K (1994). Models of the self and other: Fundamental dimensions underlying measures of adult attachment. Journal of Personality and Social Psychology, Vol 67(3), 430-445.

Jost JT, Banaji MR & Nosek BA (2004). A Decade of System Justification Theory: Accumulated Evidence of Conscious and Unconscious Bolstering of the Status Quo. Political Psychology, Vol. 25, No. 6, 881-919.

Kahneman D (2014). Thinking, Fast and Slow. New York: Farrar, Straus & Giroux.

Kuhl J (2009). Lehrbuch der Persönlichkeitspsychologie. Göttingen: Hogrefe Verlag.

Nisbett RE, Caputo C, Legant P & Marecek J (1973). Behavior as Seen by The Actor And as Seen by The Observer. Journal of Personality and Social Psychology, Vol. 27, No. 2, 154-164.

Nisbett RE & Wilson TD (1977). Telling More Than We Can Know: Verbal Reports on Mental Processes. Psychological Review, Vol. 84, No. 3, 231-259.

Petty RE & Cacioppo JT (1986). Elaboration Likelihood Model (ELM). Advances in Experimental Social Psychology Vol.19, 123-205.

Storms MD (1973). Videotape and The Attribution Process: Reversing Actors‘ and Observers‘ Points of View. Journal of Personality and Social Psychology, Vol. 27, No. 2, 165-175.

Waroquier L, Marchiori D, Klein O & Cleeremans A (2010). Is It Better to Think Unconsciously or to Trust Your First Impression? A Reassessment of Unconscious Thought Theory. Social Psychological and Personality Science 1(2), 111-118.

 


Der Mediationskompass ist FREEWARE.

Wer die Kompetenz erworben hat, mit dem Mediationskompass erfolgreich zu arbeiten, darf ihn benutzen und die Kompetenz weitergeben – für exzellente Erkenntnisse.

Die Entwickler*innen des Mediationskompass wünschen gutes Gelingen!